| Presseinformation Nr. 109 / 2020

COVID-19: Nationales Forschungsnetzwerk der Universitätsmedizin – Universitätsmedizin Göttingen beteiligt

Die Corona-Pandemie bewältigen: Erstmals vernetzt die bundesdeutsche Universitätsmedizin ihre Forschungsressourcen. UMG koordiniert Verbundprojekt „B-FAST“ zu Test- und Überwachungsstrategien und Verbundprojekt „COMPASS“ zur Entwicklung einer Plattform für Pandemie-Apps mit und ist Partnerin in weiteren neun Verbundprojekten.

Alle 36 Universitätskliniken bundesweit haben sich zum nationalen Forschungsverbund „Netzwerk Universitätsmedizin“ (NUM) zusammengeschlossen. (v.l.) Prof. Dr. Simone Scheithauer, Direktorin des Instituts für Krankenhaushygiene und Infektiologie der UMG, Mit-Koordinatorin des NUM-Verbundprojekts „B-FAST“. Foto: umg/spförtner. Prof. Dr. Dagmar Krefting, Leiterin des Instituts für Medizinische Informatik der UMG, Mit-Koordinatorin des NUM-Verbundprojekts „COMPASS“. Foto: umg

(umg) Die Corona-Pandemie stellt das Gesundheitssystem, die Entscheidungsträger*innen und die Bürger*innen vor neue und enorme Herausforderungen. Ziel ist es, das Wissen um bestmögliche Strategien zu erhöhen. Dafür haben sich alle 36 Universitätskliniken bundesweit zum nationalen Forschungsverbund „Netzwerk Universitätsmedizin“ (NUM) zusammengeschlossen.

Ziel des Netzwerks Universitätsmedizin ist es, gemeinsam mit anderen Akteuren des Gesundheitssystems die Corona-Pandemie zu bewältigen. Das Netzwerk Universitätsmedizin will bestmöglich evidenzbasierte Erkenntnisse liefern, wie man das Infektionsrisiko senken kann und welche Frühwarn- und Überwachungssysteme lokale Infektionsausbrüche schnell erkennen lassen. Vernetzt erhobene Daten sollen helfen, die Bedingungen und Abläufe in den Krankenhäusern sowie die Versorgung der an COVID-19 erkrankten Patient*innen in den Regionen zu verbessern. Informationen zu Diagnostik- und Behandlungsstrategien werden bundesweit zusammengeführt. Alle Aktivitäten sollen zu einer „Pandemic Preparedness“ beitragen und so bestmöglich auf die komplexen Anforderungen in einer Pandemie vorbereiten. Dabei werden zwischen allen Universitätskliniken nachhaltige Strukturen der Zusammenarbeit geschaffen, die auch für andere Pandemie-Situationen oder Gesundheitskrisen als Blaupause dienen können.

Den Aufbau des nationalen Netzwerks Universitätsmedizin fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit April 2020 für ein Jahr bis Ende März 2021 mit 150 Mio. Euro. Die zentrale Koordinierung des Netzwerks liegt bei der Nationalen Task Force in Berlin und bei der Koordinierungsstelle an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. An allen 36 beteiligten Universitätsklinika wurde eine Lokale Task Force eingerichtet, die die Maßnahmen des Netzwerks Universitätsmedizin an ihrem Standort koordiniert. An der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) leitet Prof. Dr. Ralf Dressel seit Mai 2020 die Lokale Task Force.

Das Netzwerk Universitätsmedizin startet mit insgesamt 13 Verbundprojekten, in denen die Universitätsklinika bundesweit kooperativ zusammenarbeiten. Die Bandbreite der Projekte umfasst z.B. klinikübergreifende Notaufnahmeregister, Forschung zur Covid-19 Immunität, ein deutschlandweites Obduktionsnetzwerk, national einheitliche, datenschutzkonforme Infrastrukturen für die Speicherung von COVID-19 Forschungsdatensätzen sowie eine nationale Strategie für die Palliativversorgung in Pandemiezeiten.

UMG beteiligt an insgesamt elf Verbundprojekten

Die Universitätsmedizin Göttingen ist Mit-Koordinatorin des Verbundprojekts „B-FAST“ zu Test- und Überwachungsstrategien und des Verbundprojekts „COMPASS“ zur Entwicklung einer Plattform für Pandemie-Apps sowie an weiteren neun Verbundprojekten des nationalen Netzwerks beteiligt.

Zusammen mit der Universitätsklinik Köln (Prof. Dr. Gerd Fätkenheuer, Professor für Innere Medizin / Klinische Infektiologie) koordiniert Prof. Dr. Simone Scheithauer, Direktorin des Instituts für Krankenhaushygiene und Infektiologie der UMG, das Verbundprojekt „B-FAST“ des Netzwerks. In diesem bundesweiten Forschungsnetz „Angewandte Surveillance und Testung“ sollen geeignete Grundlagen entwickelt werden, um die Corona-Pandemie besser steuern und eindämmen zu können.

Prof. Dr. Dagmar Krefting, Leiterin des Instituts für Medizinische Informatik der UMG, koordiniert zusammen mit der Universitätsmedizin Mainz (Dr. Christian Elsner, Kaufmännischer Leiter) das Verbundprojekt „COMPASS“. In dem Forschungsnetz zur „Coordination on mobile pandemic apps best practice and solution sharing“ arbeiten insgesamt neun Universitätskliniken zusammen. Vernetzt wollen die Verbundpartner eine Plattform aufbauen, über die sich die Entwicklung und Bereitstellung konkreter Methoden und Werkzeuge für Pandemie-Apps nach dem Stand der Wissenschaft, Technik und Gesetzgebung nachhaltig koordinieren lässt.

„Die Universitätsmedizin Göttingen ist mit ihren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an elf von dreizehn bundesweit geförderten Projekten beteiligt. Das macht deutlich, dass die UMG national in der Infektionsforschung eine beachtete Rolle spielt“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes der UMG. „Aus der UMG heraus koordinieren wir zwei große Verbundprojekte federführend mit. Ich danke allen an der UMG, die in einer sehr kurzen Vorlaufzeit diese Projektanträge kompetent erarbeitet und vorbereitet haben. Ich hoffe, dass die UMG damit dazu beitragen kann, dass wir im Netzwerk universitärer Medizin schnellstmöglich Ergebnisse erzielen, mit denen wir die Corona-Pandemie besser steuern, eindämmen und bewältigen können“, so Prof. Brück.

B-FAST: Bundesweites Forschungsnetz „Angewandte Surveillance und Testung“ (Koordination: UMG und Universitätsklinikum Köln)

Infektionssurveillance beschreibt die systematische Sammlung, Analyse, Bewertung und Verbreitung von Gesundheitsdaten zum Zweck der Planung, Durchführung und Bewertung von Maßnahmen zur Krankheitsbewältigung. Unterschiedliche Test und Surveillancestrategien sollen mittels Literaturrecherche, Befragungen und Erprobung in vier Anwendungsbereichen verglichen werden.

In B-FAST kommen Expert*innen aus den Gebieten der Bioinformatik, Statistik, Virologie, Immunologie, Krankenhaushygiene, Infektiologie, Medizininformatik, Strömungsphysik und der Gesundheitswissenschaft zusammen, um eine optimale Überwachungsstrategie zu entwickeln und bundesweit zu etablieren. Neben den Universitätskliniken Köln und Göttingen sind an dem Verbundprojekt des Netzwerks deutschlandweit weitere 23 Universitätskliniken beteiligt.

Grundlage für die Steuerung und Eindämmung in einer Pandemie ist das Wissen um Infektionen und Übertragungen. Dazu bedarf es effektiver und verhältnismäßiger Test- und Überwachungsstrategien für verschiedene Bevölkerungsgruppen, die Daten zur Früherkennung von COVID-19-Infektionsketten liefern. In dem Verbundprojekt B-FAST soll gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) eine technische Plattform entwickelt werden. Ziel ist es, Informationen und Erkenntnisse zum Pandemiegeschehen strukturiert zu sammeln und zu vernetzen.

Test- und Überwachungsideen werden dafür in verschiedenen Anwendungsbereichen erprobt und bewertet. Neben Stichproben aus der Bevölkerung gehen Daten aus Risikobereichen, wie Krankenhäusern, Seniorenheimen, Schulen und KiTas sowie Kultur- und Sportstätten, in die Untersuchung ein. Ein interoperables Überwachungstool soll entwickelt und erstetabliert werden. Es soll helfen, die Zusammenhänge zwischen Infektionskennwerten besser zu verstehen und nosokomiale und berufs-assoziierte Infektionen zu vermeiden. In enger Kooperation mit dem RKI und anderen nicht universitären Partnern werden Daten zu Infektionen, klinischen Krankheitsbildern, Nachweis von Infektionserregern in Tierhaltung und Lebensmittelketten mit den Patientendaten vernetzt und sektorenübergreifend bewertet. Alle Ergebnisse fließen unmittelbar translational in aktuelle Strategien ein. Auf einer Informationsplattform werden sie mit Empfehlungen zu geeigneten Surveillance- und Teststrategien allen Universitätsklinika, anderen Krankenhäusern, dem öffentlichen Gesundheitsdienst und Entscheidungsträgerinnen und -trägern zur Verfügung gestellt.

Um eine breite Anwendbarkeit und Akzeptanz der B-FAST Surveillance Plattform zu erreichen, werden weitere Partner frühestmöglich in das Netzwerk eingebunden. Dies umfasst Mitglieder der Koordinationsgruppen anderer Verbundprojekte des Netzwerks Universitätsmedizin, weitere Universitätsklinika, kommunale Einrichtungen und Institutionen sowie andere Akteure im deutschen Gesundheitssystem. Dabei wird eine begleitende ökonomische Betrachtung auch die Wirtschaftlichkeit einer zukünftigen nachhaltigen Etablierung der B-FAST Surveillance Plattform adressieren und die notwendigen Finanzierungskonzepte erarbeiten.

COMPASS: „Coordination on mobile pandemic apps best practice and solution sharing“ / Koordination von mobilen Pandemie-Apps, bewährte Praxis und Austausch von Lösungen (Koordination: UMG und Universitätsmedizin Mainz)

In dem Projekt wird eine Plattform aufgebaut, die konkrete Methoden und Werkzeuge für Pandemie-Apps koordiniert und bereitstellt. Partner*innen aus Wissenschaft und Wirtschaft schließen sich bundesweit zusammen und verfolgen dabei einen Open Source-Ansatz. Gemeinsam koordinieren und bewerten sie die Pandemie-Apps und erstellen Handlungsempfehlungen. Das schafft auch eine Basis für digitale Lösungen, um bei künftigen Pandemien besser digital gerüstet zu sein.

In der COVID-19-Pandemie hat sich das Smartphone als zentrales Kommunikationsmittel etabliert, um Gesundheitsinformationen auch bei Maßnahmen, wie Lock-down und Social Distancing, schnell und zuverlässig zu teilen. An vielen Universitätskliniken wurden in kürzester Zeit mobile Pandemie-Apps entwickelt. Dies gilt zum Beispiel für Fragestellungen, wie sich die Pandemie ausbreitet und welche Folgen dies für Patient*innen unterschiedlicher Krankheitsbilder hat. Aktuell existieren zahlreiche dieser COVID-19-Apps als Insellösungen, bei denen weder die rechtlichen und regulatorischen, noch die technischen Möglichkeiten gegeben sind, die über diese Apps erhobenen Daten für die COVID-19 bezogene Forschung zusammenzuführen und zu nutzen.

In „COMPASS“ haben sich neun Universitätskliniken mit weiteren Expert*innen aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammengeschlossen, um eine Plattform aufzubauen, die die nachhaltige Koordination von Best Practices bei der Entwicklung und dem Einsatz von Pandemie-Apps nach dem Stand der Wissenschaft, Technik und Gesetzgebung erlaubt. Dies umfasst auch die Bereitstellung konkreter Methoden und Werkzeuge als Open Source Komponenten für den effektiven Einsatz von Gesundheits-Apps in einer Pandemie. Ziel ist es, die organisatorischen und technischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass in Zukunft mobile Apps schnellstmöglich und bestmöglich für die Bewältigung von Pandemien eingesetzt werden können. Neben den Universitätskliniken Mainz und Göttingen sind an dem Verbundprojekt des Netzwerks deutschlandweit weitere sieben Universitätskliniken beteiligt.

Übersicht Verbundprojekte mit Beteiligung der Universitätsmedizin Göttingen:

  • NAPKON – Covid-19-Kohorten
  • FoDaPI – Forschungsdatenplattformen
  • B-FAST – Surveillance und Testung
  • RACOON – Radiologie-Plattform
  • EVIPan Unimed – Pandemiemanagement
  • DEFEAT PANDEMIcs – Autopsieplattform
  • CEO-sys – Evidenzökosystem
  • AKTIN-EZV – Notaufnahmeregister
  • PallPan – Palliativmedizin
  • COMPASS – App-Entwicklung
  • „MethodCOV – Methodennetzwerk“

Nationales Forschungsnetzwerk der Universitätsmedizin zu COVID-19

Um Aktivitäten zur Bewältigung der aktuellen Pandemie zu bündeln und zu stärken, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung den Aufbau eines von der Charité initiierten und koordinierten Forschungsnetzwerks der deutschen Universitätsmedizin zu COVID-19 – „Netzwerk Universitätsmedizin“ – mit 150 Millionen Euro für ein Jahr. Das Programm ist auf schnelle und unmittelbare Unterstützungswirkungen ausgerichtet, um an COVID-19 erkrankte Patientinnen und Patienten optimal zu versorgen. Ein Akzent liegt auf der kliniknahen Forschung und Versorgungsforschung, deren Ergebnisse gemäß dem translationalen Ansatz direkt in das Versorgungsgeschehen bzw. Krisenmanagement einfließen und es unterstützen sollen. Das „Netzwerk Universitätsmedizin“ fördert den systematischen und flächendeckenden Austausch zwischen den Kooperationspartnern. Gemeinsame Entwicklungen in Forschung und Patientenversorgung, evidenzbasiertes Vorgehen sowie gegenseitiges Lernen sollen zu einem gemeinsamen Vorgehen bei der Pandemiebekämpfung führen.

Weitere Informationen zum Netzwerk Universitätsmedizin (NUM)https://www.netzwerk-universitaetsmedizin.de/

WEITERE INFORMATIONEN:
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Unternehmenskommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stefan Weller, Telefon 0551 / 39-61020
presse.medizin@med.uni-goettingen.de
Von-Siebold-Str. 3, 37075 Göttingen
www.umg.eu